Symptome
mit sexuellem Schwerpunkt
Nachfolgend finden Sie einen Überblick über Funktionsstörungen, die ich in meiner Praxis behandle.
Ich arbeite mit Menschen an ihren Möglichkeiten, ihre Bedürfnisse genussvoll auszuleben, ganz gleich, ob mit oder ohne Partner*in, vielleicht auch zwischen mehr als zwei Personen, egal ob mit oder ohne Sex.
Ich beziehe mich im Folgenden auf das aktuell gültige Diagnosemanual ICD-10. Seit mehreren Jahren wird auf das Erscheinen und Inkrafttreten des Folgemanuals ICD-11 gewartet, welches sexuelle Störungen deutlich anders einschätzt. Im ICD-11 werden z.B. Faktoren wie Gewalt in der Partnerschaft eine Rolle spielen.
Libidoverlust
Der Volksmund bezeichnet dies als Lustlosigkeit, d.h. das Ausbleiben
oder ´zu wenig` sexuelles Interesse oder auch Begehren
(vgl. ICD-10 F 52.0). Entgegen landläufiger Meinung sind oft auch
Männer betroffen. Näheres finden Sie hierzu in meinem Buch SEXFREI.
In diesem Zusammenhang sei auch auf das Störungsbild gesteigertes
sexuelles Verlangen (vgl. ICD-10 F 52.7) hingewiesen. Der geläufige
Begriff ´Nymphomanie´ bei Frauen und der weniger bekannte Terminus ´Satyriasis´ bei Männern kennzeichnet das ´zu viel´ an Begehren und
Lust. Eine benachbarte Symptomatik ist der sogenannte Donjunanismus.
Mit ihm wird ein übermäßiges Streben nach neuen Eroberungen bei
Männern bezeichnet.
Aversionen
Heftige körperlich-gefühlsmäßige Reaktionen werden als Aversionen
bezeichnet. Wenn z.B. vor lauter Ekel die Muskelspannung steigt,
jemandem übel wird usw. Eine Aversion ist immer auf einen/mehrere
bestimmte Auslöser bezogen. Sie ist die mit Abstand am schwersten
zu behandelnde Funktionsstörung.
Erregungsstörungen
Bei Erregungsstörungen kann die Erregung gar nicht, wenig oder nur vorübergehend gehalten werden. Bei Männern wird die Erektion gar nicht oder nur teilweise gehalten (Erektionsstörung). Auch das frühzeitige Nachlassen der Erektion oder das Ausbleiben eines Erguss fällt hierunter. Selbstredend ist auch die emotionale Erregung relevant, denn auch sie kann nachlassen. Begehren und Erregung entstehen erst gar nicht oder nicht lange genug. Die Erregung ist auf einem Niveau, welches nicht für die Durchführung des Geschlechtsverkehrs oder eine orgasmische Entladung der emotionalen wie körperlichen Spannung ausreicht (vgl. ICD-10 F 52.2).
Dyspareunie
Die Dyspareunie (vgl. ICD-10 F 52.6) führt zu Schmerzen bei genitaler
Stimulation und beim Geschlechtsverkehr. Es kann bereits schmerzhaft
sein, einen Tampon oder kleinen Finger in die Scheide einzuführen.
Ursache ist eine unabsichtliche und unkontrollierte Anspannung der
Muskeln. Betroffene Frauen können zwar Geschlechtsverkehr haben;
leiden dabei allerdings unter Ziehen, Brennen, Druckgefühlen.
Diese entstehen durch die Reibung des Penis an der Vaginalwand, was
blutende Verletzungen verursachen kann. Die Schmerzen sind noch
stunden- bis tagelang spürbar.
Ahnungslose denken, die Frau müsse häufig Penetrationssex haben,
um sich vaginal zu weiten. Dies ist unmenschlich und sorgt für
eine Verschlimmerung:
Sex => Schmerz => Angst => Muskelanspannung => Schmerz => Angst => …
Vaginismus
Beim Vaginismus (vgl. ICD-10 F 52.5) ist der Verkehr beeinträchtigt bis unmöglich, da sich die Beckenbodenmuskulatur der betroffenen Frau extrem verkrampft. Viele Betroffene können keine Tampons benutzen und keine gynäkologische Untersuchung durchführen lassen.
Bereits das Einführen des kleinen Fingers in die Scheide ist unmöglich. Oftmals beginnt die Verspannung bereits bei den Oberschenkeln.
Das Geschlecht macht im übertragenen Sinne zu. Ein Eindringen ist i.d.R. nicht möglich.
(Randnotiz: Endlich findet der Vaginismus z.B. in der ARD-Serie ´Damaged Goods´ in der ARD endlich auch öffentliche Aufmerksamkeit.)
Postejakulatorisches Schmerzsyndrom
Nach dem Erguss auftretende Krämpfe werden als postejakulatorisches Schmerzsyndrom bezeichnet. Der Geschlechtsverkehr kann vorher im Regelfall durchgeführt werden. Vielen Männern verleidet es deutlich den Geschlechtsverkehr. Wie im Zusammenhang mit der Dyspareunie bei Frauen erläutert, entsteht auch hier rasch eine Spiralentwicklung aus Schmerzen, Angst und erhöhter Muskelspannung (s.o.).
Painfull bladder Syndrom
Symptome können sein:
- erhöhter, so genannter imperativer Harndrang, der vereinzelt bis
zu 60 mal täglich auftritt - Schmerzen beim Wasserlassen
- Harnröhrenschmerzen und -bluten (insbesondere nach Katheterisierung)
- brennende, stechende, schneidende, reißende Schmerzen in der Blase
- die Blase kann nur geringste Mengen von Urin aufnehmen
- Druck und Schmerz des Beckens, des unteren Bauchraumes und des Dammes/Perineums.
Ejakulationsstörungen
Ejakulationsstörungen (vgl. ICD-10 F52.4) beinhalten einen vorzeitigen Samenerguss binnen weniger Stöße nach dem Eindringen des Penis oder auch bereits vor der Penetration.
Orgasmusstörungen und Anorgasmie
Orgasmusstörungen beziehen sich auf den verzögerten oder ausbleibenden Orgasmus trotz zureichender Stimulation (vgl. ICD-10 F 52.3). Diese Definition ist meines Erachtens sehr problematisch.
Sexualphobie
Die Sexualphobie (vgl. ICD-10 F 52.1) beinhaltet eine Angstreaktion. Sexuelle Aktivitäten werden vermieden. Eine spezialisierte Variante ist die Genitophobie. Diese bezieht sich auf das eigene Genital und/oder das Geschlecht des Partners.